„Perspektivenwandel“ ist ein Kooperationsprojekt von ipsum, einem Verein, der Fotografie als Medium in der interkulturellen und sozialpolitischen Bildungsarbeit einsetzt, und lilawohnt. Im Rahmen einer transdisziplinären Workshopreihe verwendet ipsum visuelle und fotografische Methoden, um die Lebensrealitäten von Frauen*, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken. Dabei wird die Methodik der generativen Bildarbeit – eine qualitative, prozessorientierte Vorgehensweise, die darauf abzielt, die Handlungsfähigkeit in kulturell diversen Kontexten zu stärken.
Die Workshopreihe wurde für Klientinnen* aus den Wohnbereichen von lilawohnt ausgeschrieben. Ein zentraler Aspekt ist, dass alle Frauen* sich frei dazu entscheiden, teilzunehmen und sich mit Themen wie Fotografie und eigenes Ich auseinanderzusetzen. Ziel des Projekts ist es, die individuellen und oft übersehenen Erfahrungen wohnungsloser Frauen sichtbar zu machen.
Häufig versuchen Frauen*, Wohnungslosigkeit aus Scham und Angst, ihre gesellschaftliche Anerkennung zu verlieren, verdeckt zu halten.
Generell ist Armut und die damit einhergehend Wohnungslosigkeit kein persönliches Versagen, sondern ein strukturelles Problem. In Innsbruck, wo der Tourismus stark im Vordergrund steht und Mietpreise durch diesen, Spekulation und Leerstand in die Höhe getrieben werden, ist zu beobachten, dass sich immer mehr Menschen keine Wohnung mehr leisten können.
Die Sichtbarmachung dieser Problematik soll durch die fotografische Dokumentation des Alltags der Teilnehmerinnen* erreicht werden. Dies fängt nicht nur ihre Perspektiven ein, sondern dient auch als Ausgangspunkt für tiefgehende Diskussionen und Reflexionen innerhalb der Gruppe.
Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist der ständige Abgleich von Selbst- und Fremdwahrnehmung. Die Alltagsfotos werden gemeinsam hinterfragt und analysiert, was den Blick auf Aspekte erweitert, die nicht sofort ersichtlich sind, aber für ein tieferes Verständnis notwendig sind. Dies erweitert den Rahmen der Fotos um Aspekte, die nicht sofort ersichtlich sind, aber für ein tieferes Verständnis notwendig sind. Ziel ist es, die oft verborgenen Dimensionen der Lebensrealitäten wohnungsloser Frauen* sichtbar zu machen und ein umfassenderes Bild ihrer Situation zu erhalten.
Wichtig ist dabei auch das Spannungsfeld zwischen Safe Space und Öffentlichkeit: Wo sind meine persönlichen Grenzen? Was möchte ich über mich preisgeben? Wo sehe ich die Notwendigkeit, nach außen zu treten, um gesellschaftliche Veränderung anzustoßen? Die strukturelle Wohnungsnot in Innsbruck soll kritisch bearbeitet werden, ohne die individuelle Perspektive zu vernachlässigen: Wie werde ich wahrgenommen, und wie möchte ich gesehen werden?