lilawohnt

Housing First feiert 1. Geburtstag

Housing First bedeutet: Wohnen zuerst. Jede Person hat das Recht auf eine eigene Wohnung.

1 Jahr Housing First

Saskia* benennt immer wieder, wie das Leben manchmal die Hölle auf Erden für sie war. Wie froh sie ist, über den Verein DOWAS für Frauen eine Wohnung und Ansprechpersonen vermittelt bekommen zu haben. So konnte sie, laut eigenen Aussagen, ein neues Leben beginnen. Als wir Ida fragen, was sie denn macht, wenn wir ihr die Schlüssel zur Wohnung geben, erwidert sie: „Einfach mal in der Wohnung sein. Ich würde einfach mal viel in der Wohnung sein“. Ida war über mehrere Jahre wohnungslos, verdeckt wohnungslos, obdachlos. Sie konnte selten die Türe hinter sich schließen und in Ruhe zuhause sein. Für Meral bedeutet die eigene Wohnung Selbstständigkeit. Weniger Abhängigkeit von ihrer, immer wieder, gewalttätigen Familie.

„Frauen leben oft verdeckt wohnungslos, sie sind weniger sichtbar als andere wohnungslose und obdachlose Personen“, so die Erfahrungen der Mitarbeiterinnen des Vereins DOWAS für Frauen. Wohnungslose Frauen*, die sich bei Housing First DOWAS für Frauen melden, befinden sich oftmals in prekären Situationen: In den meisten Fällen treffen multiple Problemlagen aufeinander, die u.a. psychische Erkrankungen und Gewalterfahrungen einschließen. Sie leben oftmals in Abhängigkeitsverhältnissen, die sich aufgrund von materiellen Defiziten manifestieren. Neben den sozialen Problemlagen sind die Klientinnen* Frauen* mit Humor und Charme, mit Willensstärke und Durchsetzungsvermögen, mit Träumen und Zielen.

Ein Jahr ist es her, dass der Verein DOWAS für Frauen in Tirol den Vorstoß gewagt und das erste Housing First Projekt in Tirol initiiert hat. Finanziert über das Gleichstellungspakt des Landes Tirol konnten fünf wohnungs- bzw. obdachlose Frauen* in eigene Wohnungen vermittelt werden. In Verbindung mit individueller sozialarbeiterischer und psychosozialer Unterstützung kann dem Ziel des langfristigen Wohnungserhalts Sorge getragen werden.

Der Housing First Ansatz überzeugt neben dauerhaftem, leistbarem und inklusivem Wohnraum durch seine konsequente Ausrichtung auf eine Zusammenarbeit ohne Druck und Zwang. Auch die wissenschaftliche Begleitung durch eine Forschungsgruppe des Master Studiengangs Soziale Arbeit am MCI zeigt, dass mit dem Housing First Ansatz ein qualitativ hochwertiges und zeitgerechtes Konzept umgesetzt wird. Somit können Frauen in existenziellen Notlagen dabei unterstützt werden, für sich aktiv einen gelingenderen Alltag zu gestalten.

* Namen von der Redaktion geändert