Mehr als 100.000 Frauen und Mädchen wenden sich jährlich an die 57 Beratungsstellen unseres Netzwerks. Tagtäglich kommen Frauen, die dringend Arbeit suchen, jedoch häufig schon ab dem Alter von 45 Jahren kaum mehr Chancen auf eine Anstellung haben. Mit dieser Realität auf dem österreichischen Arbeitsmarkt ist die Mehrzahl unserer „älteren“ Klientinnen konfrontiert.
Die aktuelle Diskussion um die Anhebung des Pensionsantrittsalters für Frauen nivelliert nach wie vor bestehende Benachteiligungen. Aber es geht ja ums Sparen – und das ist offenbar am einfachsten auf dem Rücken derer, die es gewohnt sind, schlecht entlohnt zu werden?
Plötzlich wird sogar von Ökonomen das Thema Gleichheit aus dem Hut gezaubert. Keine gleichen Chancen für Frauen gibt‘s in Österreich allerdings in Bezug auf das Einkommen (Frauen verdienen im Schnitt 25% weniger als Männer), keine gleichen Chancen in Bezug auf die Verteilung unbezahlter Arbeit (davon leisten Frauen mehr als zwei Drittel), keine gleichen Chancen in Bezug auf Führungspositionen (der Frauenanteil in den Geschäftsführungen der Top 200 Unternehmen in Österreich lag 2010 bei 4,4%). Die Liste ungleich verteilter Chancen in unserem Land wäre noch lang! Das Tempo in Richtung Gleichstellung sollte sich also dringend steigern – und zwar dort, wo Belastungen nachweislich ungleich verteilt sind!
Erst wenn Gerechtigkeit für Frauen in dieser Gesellschaft gewährleistet ist, kann auch die Angleichung des Pensionsantrittsalters ein Kriterium für Gleichstellung sein.
Zuerst tatsächliche Gleichstellung erreichen – dann das Pensionsantrittsalter angleichen!