25. November 2011: Kein Tag zum Jubeln. Dass das Ausmaß der psychischen, physischen und sexuellen Gewalt an Frauen ein enormes ist, wurde auch durch die am Montag dieser Woche präsentierte österreichische Gewaltprävalenz-Studie des Wirtschafts- und Familienministeriums (BMWFJ) bestätigt. Diese Studie, die erstmals Männer und Frauen gleichermaßen befragt, zeigt, dass vor allem Frauen massiver, langandauernder und bedrohlicher Gewalt ausgesetzt sind: 10% der Frauen wurden mit sexuellen Absichten verfolgt. 30% waren Opfer sexueller Gewalt, 7% wurden vergewaltigt; bei 8,9% wurde das versucht. 25% wurden intim berührt, ohne das zu wollen.
Laut Studie sind Frauen deutlich häufiger und in gravierenderer Form von Gewalt gefährdet als Männer. Frauen erfahren körperliche und sexuelle Gewalt vor allem innerhalb der Familie und in der Partnerschaft, Männer sind Gewalt eher in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz ausgesetzt. Frauen, die im engsten sozialen Umfeld von Gewalt betroffen sind, kämpfen mit schlimmeren und längeren Nachwirkungen als Männer.
Jede Frau hat das Recht auf ein selbstbestimmtes und freies Leben ohne Gewalt. Die kostenlose telefonische Beratung bei der Frauenhelpline Tel: +43 800 222, die Frauenhäuser und verschiedenen Frauenberatungsstellen in Österreich bieten professionelle Hilfe und Unterstützung für alle Formen der Gewalt an Frauen an. Sie sind meist der erste Schritt aus einer gewalttätigen Beziehung. Um adäquate und umfassende Hilfe in jedem Bundesland und in jeder Region anbieten und garantieren zu können, bedarf es einer ausreichenden finanziellen Absicherung aller Hilfseinrichtungen in Österreich.
Heute am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, beginnen die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen – die Kampagne, die weltweit bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, stattfindet und sich für das Recht auf ein gewaltfreies Leben für alle Frauen und Mädchen stark macht. In diesen 16 Tagen organisieren Frauen weltweit Aktionen, die Mut machen und setzen sich für ein selbstbestimmtes, gleichberechtigtes und gewaltfreies Leben für alle ein.
Auch in Österreich finden bundesweit Veranstaltungen zum Thema statt: Vom Bodensee bis zum Neusiedler See gibt es in diesem Zeitraum Lesungen, Filmvorführungen, Podiumsdiskussionen, Kundgebungen und Straßenaktionen. Rund 70 Veranstaltungen sind im Online-Veranstaltungskalender des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter Autonome Österreichische Frauenhäuser (externer Link) eingetragen. Auch in diesem Jahr koordiniert der Verein AÖF die Kampagne und beteiligt sich mit zahlreichen Veranstaltungen wie etwa mit der Interdisziplinären Ringvorlesung „Eine von fünf – Gewalt im sozialen Nahraum und im Gesundheitsbereich“ an der Medizinischen Universität Wien. Die Auftaktveranstaltung dazu findet heute im Museum für Volkskunde (Laudongasse 15/19, 1080 Wien) statt, bei der auch die Bundesjugendvertretung ihre Kampagne „Unschlagbar“ präsentiert. Darüber hinaus wird täglich noch bis 28. November der neue Film des Vereins AÖF „Schrittweise – Wege aus der Gewalt“ auf OKTO.TV ausgestrahlt. Bewegte Bilder sind auch im Rahmen des Medienprojekts „Klappe auf!“ ab heute auf diestandard.at zu sehen. Auch für Kinder und Jugendliche bietet der Verein AÖF Hilfe und Unterstützung auf der Kinderwebsite Gewalt ist nie OK (externer Link) an. Die Onlineberatung für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen (externer Link) findet jeden Montag von 19.00 bis 22.00 Uhr statt.
Nähere Informationen finden Sie unter:
Autonome Österreichische Frauenhäuser (externer Link)
Netzwerk Frauenberatung (externer Link)